Lebenswerk-Förderstätte
Raum für neue Chancen nach verheerendem Brand
Der Brand vor fünf Jahren war ein Schock – vor allem für die betroffenen Menschen im Lebenswerk. Jetzt ist der Wiederaufbau des ersten Teils abgeschlossen.
Ein Millionenprojekt.
Fast fünf Jahre nach dem verheerenden Brand im Lebenswerk in Bayreuth ist jetzt der erste von insgesamt zwei Bauabschnitten fertig:
Die Förderstätte.
Den Snoezelen-Raum zum Entspannen der Bewohner konnte man über Spenden finanzieren – unter anderem von Menschen in Not.
(Foto: Eric Waha)
Der Chor des Lebenswerks mit dem schönen Namen Frieden ist im Wortsinn ein musikalischen Brückenbauer für diesen Tag: Mit dem Lied „Ein schöner Tag“ leiten sie ein in die Einweihung der Förderstätte des Lebenswerks der Diakonie. Ist es auch, sagt der Diakonie-Geschäftsführer Franz Sedlak – mehr noch: „Es ist ein Tag, an dem wir ein neues Kapitel für das Lebenswerk aufschlagen“, sagt Sedlak. Der Weg dorthin führt über den Schock und die Trauer über den Verlust der Förderstätte, der Mensa und der Verwaltung des Lebenswerk – zerstört durch Brandstiftung im August 2020. Und es ist ein steiniger Weg, wie Sedlak sagt.
Brücken bauen für die Bewohner
Das Ergebnis, das am Mittwoch eingeweiht wird, ist ein „Ort der Begegnung, der Integration der Teilhabe und der Menschlichkeit“. Und ein Ort mit dreimal so viel Angebot wie vor August 2020: „Es soll ein Raum für neue Chancen sein“, sagt Sedlak. Zwölf Plätze für Menschen mit zum Teil mehrfacher Behinderungen gab es vorher in der Förderstätte des Lebenswerk, die Brücken bauen soll für die Bewohner, die vielleicht später einmal in den Werkstätten des Lebenswerks arbeiten wollen.
Vom Glück, ganz vorn anzufangen
Der Bayreuther Architekt Bruno Hauck, der die Förderstätte geplant hat, die hell, freundlich, den Bewohnern zugewandt gestaltet ist, nennt es „einen Glücksfall, dass wir mit dem Projekt durch den Totalverlust ganz von vorn starken konnten, dass wir es neu denken konnten“. So habe ein moderner Neubau und Wohnraum für 36 Menschen entstehen können, „ein Raum für Vernetzung“, wie Hauck es nennt. Haucks Ermunterung an die Bewohner: „Macht das Haus zu eurem zuhause.“
Flammen, Rauch, Notbetrieb
Sedlak sagt, der Brand habe eingeschlagen wie ein Blitz aus heiterem Himmel, habe „die Förderstätte gnadenlos vernichtet. Flammen, Rauch, Notbetrieb“ – so lasse sich der Wandel in einem Tag mit drei Worten beschreiben, der die Menschen, die dort leben und arbeiten emotional heftig mitgenommen habe. Und der damit auch die Eltern der Menschen mit Behinderung in den Folgejahren vor zum Teil große Probleme gestellt habe. Das habe man mit Händen greifen können in den Tagen nach dem Brand, „als hier die Menschen standen, geweint haben, weil sie es nicht begreifen konnten“, sagt Sedlak. „Es war ein Verlust von Sicherheit, Beständigkeit, Alltag.“
Nur durch Zusammenhalt möglich
Dass die Förderstätte wiederaufgebaut werden konnte, habe nur dadurch funktioniert, dass „Menschen miteinander stehen und zusammenhalten“, sagt Sedlak über die Stadt Bayreuth, die Regierung von Oberfranken, den Bezirk, die Oberfrankenstiftung, die durch ihr jeweiliges Engagement dazu beigetragen hätten, weil sie erkannt haben: „Soziale Infrastruktur zu schaffen ist keine Nebensache“, wie Sedlak sagt. Es gehöre „zum Bewusstsein einer inklusiven Gesellschaft, in der jeder Mensch das Recht hat, sich zu entwickeln und von der Gesellschaft getragen zu werden.“ Denn: „Wir lassen niemanden zurück.“ Gerade in einer Zeit, in der „die Gesellschaft unter Druck steht – wirtschaftlich, aber auch sozial“, sei dieser Bau „ein starkes Zeichen“.
Den Ball des Chores mit dem Peter-Maffay-Song „Über sieben Brücken musst du gehen“ nimmt Regierungsvizepräsident Engel auf: Zum Glück, sagt er, seien keine sieben dunklen Jahre zu überstehen gewesen, sondern „nur fünf“, wobei es auch in diesen fünf Jahren Verzögerungen gegeben habe durch die unterschiedlichsten Probleme. Das Ergebnis sei „ein Haus, das fokussiert auf Teilhabe ist“, wie Engel sagt – für das es „natürlich auch Geld gebraucht“ habe: Von den 6,3 Millionen Euro Gesamtsumme, die Sedlak im Gespräch mit unserer Redaktion nennt, kommen nach Engels Worten rund 2,7 Millionen Euro vom Freistaat als Förderung. „Durch die gestiegenen Baukosten stand das Lebenswerk enorm unter Druck“, weshalb allein von der Oberfrankenstiftung noch einmal eine Förderspritze in Höhe von knapp 1,4 Millionen Euro gekommen sei, sagt Engel.
Was – alles in allem – dafür gesorgt habe, „dass man über mehr als sieben Brücken gehen“ musste, wie Bezirksrat und Stadtrat Stefan Specht (CSU) in Vertretung von Bezirkstagspräsident Henry Schramm sagt, um das Ziel zu erreichen, „hier wieder ein Zuhause zu schaffen für die 36 Menschen“. Jedoch „in einem Kraftakt“, wie auch Specht unterstreicht. Der Bezirk habe dafür rund 350 000 Euro zugeschossen, weitere 250 000 Euro fließen in den nächsten Bauabschnitt, in dem Verwaltung und Mensa wiederaufgebaut werden. Und mit einem Seitenhieb auf Sedlak sagt Specht: Sowohl in der Stadt als auch im Bezirk weiß man bei Sedlak als Verhandlungspartner: Im Sinne der Menschen, für die die Diakonie einstehe, komme „am Schluss was Teures raus“, das es zu fördern gelte, „aber was Gescheites“, wie Specht sagt.
Zwei Jahre reine Bauzeit
Wie Sedlak auf Nachfrage unserer Redaktion sagt, sei man innerhalb der fünf Jahre seit dem Brand „mit zwei Jahren reiner Bauzeit“ eigentlich „gar nicht so schlecht“ im Rennen gewesen. Den Rest der Zeit habe die Planung – und die Neuplanung mit der dreifachen Anzahl an Plätzen – sowie die Verhandlungen mit der Versicherung in Anspruch genommen. Die zahle den Zeitwert der alten Einrichtung, „rund 600 000 Euro“, wie Sedlak sagt, aber auch „gut zwei Millionen für die Interimslösung, die wir hier schaffen konnten“. Die eine Rückkehr an die fast gewohnte Umgebung für die Menschen möglich gemacht habe.
Bauabschnitt zwei läuft
„Der Bauabschnitt zwei für Mensa, Verwaltung und Sozialräume läuft, auch die Produktion läuft wieder seit gut eineinhalb Jahren nach dem Brand wieder normal“, sagt Sedlak. Er rechne mit einer Fertigstellung des Neubaus, „unseres sogenannten Kopfbaus, vor Weihnachten 2026, wenn alles gut läuft“. Dann werde auch die Interimslösung aufgegeben.
Eric Waha, Kurier vom 26.06.2025
Die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“(4000 Euro) und der Betriebsrat des Nordbayerischen Kuriers (2500 Euro) helfen ebenso wie die VR-Bank Bayreuth-Hof
Foto: Eric Waha
Sie sorgen für einen ganz besonderen Raum
Gabi Schnetter, Kurier vom 28.04.2025
Geschäftsführerin Birgit Richter gerät ins Schwärmen: „Jetzt kriegen wir ein Schloss.“ Die Freude auf die neugebaute Förderstätte unter dem Dach der Diakonie, die gerade ihrer Vollendung entgegengeht, ist groß. Endlich werde man sich von so manchen Übergangslösungen verabschieden können. Groß ist aber auch die Vorfreude auf den Snoezelen-Raum, der jetzt im Haus 7 möglich wird.
Snoezelen-Räume bieten Möglichkeiten zu Entspannung, zur Beruhigung, aber auch zur gezielten Stimulierung von Wahrnehmung. Das Fantasiewort kommt aus dem Niederländischen und vereint die beiden holländischen Verben snuffelen (schnüffeln, schnuppern) und doezelen (dösen, schlummern). Snoezelenräume sollen ein spezielles Ambiente zur Entspannung und zum Energietanken schaffen. Für Sozialdienstleiter Thomas Wattenbach und Birgit Richter eine wertvolle Einrichtung, die aber keine staatliche Unterstützung erfährt. Das wiederum hat den Förderverein des Lebenswerks auf den Plan gerufen. Ein Snoezelen-Raum sollte in den neuen Räumen der Förderstätte, die jetzt im Juni eingeweiht werden sollen, unbedingt Platz finden.
Die Suche nach Unterstützern war von Erfolg gekrönt, denn allein aus den Versicherungsleistungen, die nach dem Brand der Werkstatt im August 2020 flossen, hätte man diese Einrichtung nicht schaffen können. Rund 22 000 Euro kostet der Snoezelen-Raum, inklusive Schulung aller Mitarbeiter. Etwa die Hälfe davon übernehmen jetzt die VR-Bank Bayreuth-Hof (4000 Euro), die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ (4000 Euro) und der Betriebsrat des Nordbayerischen Kuriers (2500 Euro). Die verbleibenden Kosten trägt der Förderverein.
Nach dem verheerenden Brand, der das ganze Gebäude vernichtet hatte, war auch die vom Förderverein geschaffene Lese- und Rückzugsecke mit Büchern, Spielen, Sofa und vielem mehr ein Raub der Flammen geworden. Karlheinz Schuder erinnert sich: „Das war ein beliebter Rückzugsort für die vielen, die in der Werkstatt gearbeitet haben.“ Und Christine Meyer-Weinrich vom Elternbeirat ergänzt, dass man sehr froh und dankbar sei für diese Planungen, die letztlich auch ermöglichen, dass schwerstbehinderte Menschen betreut werden können. Als Mutter eines heute 54 Jahre alten Sohnes, der mit 19 Jahren in die Werkstatt kam, wisse sie, wovon sie spricht.
„Als Mutter allein ist das nicht leistbar. Vor allem auch an den Wochenenden. Ich bin froh, dass meine sieben Enkelkinder immer wieder im Einsatz sind.“ Und auch Thomas Wattenbach ergänzt: „Ohne Familie geht da gar nichts.“
Vor 30 bis 40 Jahren habe sie bereits von der Idee der Snoezelen-Räume erfahren, sagt Birgit Richter, die solche Räume vor allem auch für schwerbehinderte Menschen schätzt, die sich nicht artikulieren können oder bei Anzeichen von Autoaggressivität. Dass mit dem Neubau des Lebenswerks auch dieser Traum erfüllt werde, freut sie ganz besonders. Sozialdienstleiter Thomas Wattenbach verdeutlicht die Möglichkeiten des Snoezelen-Raumes, der zunächst ein weiß gestrichener Raum ist, um alle äußeren Sinnesreize auszuschalten und für Entspannung zu sorgen. Weitere Einrichtungen helfen dabei, wie ein Wasserbett, sphärische Klänge, Wassersäulen, in denen Luftblasen aufsteigen, eventuell farbige Elemente.
Die Reaktionen behinderter Menschen darauf können sehr unterschiedlich sein und reichen von Ängsten und Traurigkeit bis hin zu überdimensionaler Freude. Der Raum bietet den Betreuern aber in erster Linie die Möglichkeit, bei Problemen Rückzugsmöglichkeiten zu haben, betont auch Alf Beer, Vorsitzender der Freunde und Förderer des Lebenswerks, der sich als früherer Leiter des Förderbereichs bereits vor 15 Jahren eine solche Einrichtung gewünscht hätte. „Damals war aber kein Raum und kein Geld dafür vorhanden.“ Jetzt habe man sofort bei der Planung des Neubaus an diese Option gedacht.
Tobias Reisse vom Vorstand der VR-Bank Bayreuth-Hof, Gabi Schnetter als Vorsitzende der Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ und Frauke Engelbrecht als Betriebsratsvorsitzende des Nordbayerischen Kuriers überreichten im Beisein von Freunden und Förderern sowie einiger behinderter Menschen symbolisch den Spendenscheck an Geschäftsführerin Birgit Richter.
Wir machen mit beim Schichtwechsel vom Lebenswerk Bayreuth!
Menschen mit & ohne Behinderung tauschen den Job für einen Tag!
Kollegin Selina malocht heute an der Werkbank.
(Kurzes Video von Radio Mainwelle, 10.10.2024)
Das Lebenswerk in Bayreuth, die neue Förderstätte, steht kurz vor der Fertigstellung. Nächstes Jahr im Frühjahr – voraussichtlich im Februar – soll sie in Betrieb. Thomas Wattenbach, Leiter des Sozialdienstes:
„Förderstätte heißt, es ist eine Tageseinrichtung für Menschen mit mehrfachen Schwerstbehinderungen. Da geht es in erster Linie nicht um Arbeit, sondern darum, dass sie einen Ort haben, wo sie sich mit anderen Menschen austauschen können. Dass sie eine Tagesstruktur haben. Dass sie neben dem häuslichen Bereich auch noch einen anderen Bereich haben, in dem sie sich aufhalten können. Einen Ort, an dem sie Förderung, Unterstützung und Betreuung bekommen.“
Aktuell sind auch noch Kapazitäten frei. Das heißt, wenn Bedarf ist, kann man sich beim Lebenswerk melden. Das Lebenswerk ist im August 2020 abgebrannt.
Quelle: mainwelle.de (10.10.24)
AfD-Spitzenkandidat bezeichnet Menschen mit Behinderungen indirekt als «Idioten»
Es geht uns alle an: Zusammenstehen für Menschlichkeit und Vielfalt
Berlin, 04. Juli 2024
Aus den Reihen der AfD wird erneut gegen Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen gehetzt. Wenn Maximilian Krah in den Sozialen Medien die ARD[1]Tagesschau in Einfacher Sprache als „Nachrichten für Idioten“ angreift, verunglimpft er die Zielgruppe des Angebots in unerträglicher Weise. Von Angeboten in Leichter und Einfacher Sprache profitieren viele: zum Beispiel Personen, die (noch) nicht ausreichend die deutsche Sprache verstehen, ältere Menschen und Menschen mit Lernschwierigkeiten oder geistiger Beeinträchtigung. Es ist ein großer Gewinn, wenn Journalismus Inhalte für breite Zielgruppen aufbereitet. Diese Angebote sind wichtiger Bestandteil einer inklusiven, vielfältigen Gesellschaft.
Die systematische Abwertung von Personengruppen durch die Rhetorik und Politik der AfD ist verletzend und gefährlich. Wir wenden uns entschieden gegen die Herabwürdigung von Menschen. Wir verurteilen ihre fortgesetzte Verachtung der Menschenrechte und Angriffe auf die Menschenwürde. Wir warnen eindringlich vor den Folgen ihrer Agenda der Ausgrenzung und Entrechtung von Menschen mit und ohne Behinderungen, die nicht in das völkisch-nationalistische Weltbild dieser Partei und ihrer Vertreter*innen passen.
Zum Hintergrund: Am Montag, 1. Juli, 2024 veröffentlichte der AfD-Spitzenkandidat zur Europawahl, Maximilian Krah, ein Video auf der Plattform TikTok, in dem er das Angebot der Tagesschau in Einfacher Sprache als «Nachrichten für Idioten» bezeichnet. Die unterstützenden Organisationen und die vollständige Erklärung finden Sie im angehängten Download.
Für Fragen und zusätzliche Informationen können Sie sich gerne an die Pressestelle des BeB wenden.
Sevinç Topal
Pressereferent
Evangelischer Fachverband für Teilhabe (BeB),
Telefon: 030 83001-274,
presse@beb-ev.de
Der evangelische Fachverband für Teilhabe (BeB)
Invalidenstr. 29
10115 Berlin
www.beb-ev.de
presse@beb-ev.de
Sitz des Vereins: Berlin, Vereinsregister-Nr.: VR 32295 B (Registergericht Berlin-Charottenburg)
Vertretungsberechtigter Vorstand: Frank Stefan (Vorsitzender), Mark Weigand (stellvertretender Vorsitzender)
Geschäftsführerin: Barbara Heuerding, Rechtsanwältin (Syndikusrechtsanwältin)
Der evangelische Fachverband für Teilhabe (BeB) ist ein Fachverband der Diakonie. Auf der Grundlage seiner ethischen Haltung, seines christlichen Menschenbildes sowie der UN-Behindertenrechtskonvention setzt er sich für die Belange von Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung und deren Angehörigen ein. Zwei gewählte Beiräte aus diesen Personengruppen begleiten den BeB im kritisch-konstruktiven Dialog. Als Interessenvertretung von über 600 evangelischen Einrichtungen, Diensten und Initiativen der Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie arbeitet der BeB daran, die gesellschaftlichen und sozialpolitischen Rahmenbedingungen zu verbessern, die volle, wirksame und gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen in ihrer Vielfalt zu fördern sowie umfassende Mitbestimmung von Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung zu realisieren.
Tanzkurs in der Werkstatt für Menschen
mit Behinderungen des Lebenswerkes
Lena möchte gern tanzen. Sie hat
während ihrer Schulzeit schon einmal an
einem Tanzkurs teilgenommen .
Sie traut sich aber nicht, das den
Verantwortlichen im Lebenswerk zu sagen.
In einer gemeinsamen Sitzung von Elternbeirat und Förderverein bringt ihr Vater diesen Wunsch vor. Alle halten das für eine sinnvolle arbeitsbegleitende Maßnahme.
Wer könnte im Lebenswerk Tanzstunden geben?
Claudia Schmidt, Betreiberin der Tanzschule Dance Complex kann das. Sie hat schon Kurse für Menschen mit Behinderungen gehalten.
Die Finanzierung solcher arbeitsbegleitenden Maßnahmen wird aber nur in geringem Umfang durch die öffentlichen Kostenträger abgedeckt. Deshalb sind wir als Förderverein eingesprungen und übernehmen die Kosten.
Die Nachfrage war gigantisch und wir werden noch einen weiteren Kurs anbieten, weil 20 Leute gar nicht zum Zug kamen. Schön ist auch, dass wir auch Teilnehmer aus der Werkstatt für Menschen mit psychischen Erkrankungen dabeihaben.
Info: arbeitsbegleitende Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der im Berufsbildungsbereich erworbenen Leistungsfähigkeit und zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit gehören zum gesetzlichen Auftrag jeder WfbM. Das Lebenswerk bietet seinen Mitarbeitenden eine große Auswahl an arbeitsbegleitenden Maßnahmen.
24. Juni 2024
Wiederaufbau nach Brand Lebenswerk:
Es fehlen fünf Millionen Euro
Mit Hochdruck wird am Neubau der erweiterten Förderstätte am Lebenswerk der Diakonie gearbeitet. Bis Herbst 2024 will man einziehen können. Foto: Eric Waha
Die Baustelle läuft in der Ritter-von-Eitzenberger-Straße in Bayreuth: Die Diakonie hat jetzt begonnen, die Förderstätte des Lebenswerks neu zu bauen. Wann auch das Herzstück nach dem verheerenden Brand wieder aufgebaut wird, steht in den Sternen.
Es geht vorwärts auf der Baustelle des Lebenswerks der Diakonie: Aktuell läuft der Bau der Förderstätte im direkten Anschluss an die Produktionsstätte. Allerdings ist der Wiederaufbau nach der verheerenden Brandstiftung im August 2020 ein Prozess, der sehr langsam vorwärts geht. Und dessen kompletter Abschluss in den Sternen steht. Denn für den Wiederaufbau des Herzstücks, des Kopfbaus, klafft eine Finanzierungslücke von fünf Millionen Euro.
Die Förderstätte wird ausgebaut
Ja, sagt Franz Sedlak, der Diakonie-Vorstand, im Gespräch mit dem Kurier, die Förderstätte „ist aktuell im Wiederaufbau. Mit einer entsprechenden Erweiterung von einst zwölf auf dann 36 Plätze. Was einem Wunsch des Bezirks entspricht, dem wir hier nachkommen.“ Auf der Baustelle sieht man den Fortschritt und die Größe des Projekts, aktuell laufen die Armierungsarbeiten an der Bodenplatte. „Wenn alles nach Plan läuft, können wir diesen Teil im Herbst 2024 in Betrieb nehmen“, sagt Sedlak. Die Förderstätte war vor dem Brand „im Souterrain untergebracht. Wir hatten ohnehin eine Erweiterung vorgehabt.“ Der Neubau laufe, weil man „in diesem Bereich, was den Neubau angeht, die Preissteigerungen in der Finanzierung darstellen konnte“.
Der Kopfbau muss warten
Sedlak differenziert bewusst, denn während die Förderstätte gerade wieder entsteht, hakt es „beim Herzstück, beim Kopfbau“. Das achteckige Gebäude, das den Werkstätten für Menschen mit Handicap vorgelagert war und komplett Raub der Flammen geworden war, hatte mehrere wichtige Aufgaben: Aufenthaltsräume, Ruheräume, Sozialräume, Küche, Verwaltung, Mensa – all das war dort untergebracht. „Diesen Kopfbau packen wir deshalb momentan noch nicht an, weil die Finanzierung klemmt“, sagt Sedlak. „Es hätte geklappt, wenn wir nicht zwischen der Planung und Beginn der Ausschreibung eine exorbitante Steigerung des Baupreis-Indexes von 46 Prozent gehabt hätten. Wir haben den Bauantrag für das Projekt gestellt, die Baugenehmigung haben wir nach 20 Monaten von der Stadt bekommen. Für einen Wiederaufbau.“
Kosten sind davongaloppiert
Während der Neubau der Förderstätte mit 6,3 Millionen Euro veranschlagt ist, sind die Kosten beim Kopfbau von einst elf auf 16,5 Millionen Euro davongaloppiert. Über fünf Millionen Euro, die bei der Diakonie als Träger der Einrichtung hängen bleiben würden. „Wir haben ein bestehendes Raumprogramm, bauen hier keinen Luxus, sondern nur den Stand der Technik.“
Von der Versicherung gab es fünf Millionen Euro – plus Interimslösung
Das Problem, das die Diakonie hat: Die Versicherungssumme für das abgebrannte Gebäude ist ausgeschüttet. „Rund fünf Millionen Euro. Zeitwert“, sagt Sedlak. Plus die Betriebsausfallversicherung, die – „und dafür sind wir wirklich sehr dankbar“ – dafür gesorgt hat, dass die Ausstattung der benachbarten Halle geschaffen werden konnte, die als Interimslösung dient. „Auch an der Stelle sind wir sehr froh, dass der Spediteur Stephan Maisel uns sehr schnell und unbürokratisch geholfen hat, dass wir in der Halle sein können. Unsere Mitarbeiter fühlen sich dort sehr wohl. Allerdings können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, wie lange wir diese Übergangslösung brauchen werden.“ Glück im Unglück: „Der Betrieb kann zu 100 Prozent wieder laufen.“ Das sei für alle Seiten ein sehr guter Umstand, sagt Sedlak. Für das Lebenswerk als gemeinnützige GmbH ebenso wie die Mitarbeiter.
Wie will man die Lücke füllen?
Was Sedlak umtreibt: Wie die Diakonie die Lücke füllen soll – wie sie die fünf Millionen Euro auftreiben soll. Im Sommer habe er Gespräche mit dem Bezirk geführt, mit der Regierung von Oberfranken. Habe einen mehrseitigen Brief an Ministerpräsident Markus Söder geschrieben. „Denn wir sind ja kein Rendite-Unternehmen“, wie Sedlak unterstreicht.
Die Antwort sei nicht von Söder, sondern von Innenminister Joachim Herrmann gekommen. Er habe sich, sagt Sedlak, für „mein Schreiben bedankt, aber mitgeteilt, dass es keine Sonderlösung geben könne aufgrund der Gleichbehandlung aller Werkstätten für Menschen mit Behinderung“.
Das Problem: „Bis heute habe ich keine Antwort auf meine Frage bekommen, wie viele andere Werkstätten denn abgebrannt sind“, sagt Sedlak, der auf ein weiteres Gespräch Ende Oktober setzt, das er mit dem neuen Regierungspräsidenten Florian Luderschmid haben wird. Denn schließlich ist aus einst geschätzten zehn Millionen Euro für den Wiederaufbau nach aktuellem Stand ein Gesamtvolumen von 22,8 Millionen Euro geworden.
Eric Waha: Nordbayerischer Kurier 10.10.2023
Umzug im Dezember 2021
in die neuen provisorischen
Räume des Lebenswerkes
LEBENSWERK GGMBH
EIN UNTERNEHMEN DER DIAKONIE BAYREUTH